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Nachlese der 3. Nachhaltigkeitsarena

Soeben komme ich von der 3. Arena für Nachhaltigkeit im wunderschönen Bio-See-Hotel Zeulenroda zurück, bei der ich für das Institute for Social Banking auf einem Podium zum Finanzwesen und zu Wachstumsfragen diskutieren durfte.
Es gibt wieder von vielen spannenden Menschen und Unternehmen zu berichten. 😉

Das Bio-Seehotel

Eines davon ist erst einmal das Bio-Seehotel  Zeulenroda selbst. Wirklich tolle schöne Räume, sehr nettes Personal, ein See zum Spazieren oder Wandern und eine sehr, sehr gute Küche. Nicht umsonst hat das Hotel 4 Sterne. Das einzig wirklich anstrengende an diesem Hotel ist seine Abgelegenheit. Mit dem Zug muss man von den meisten großen Städten Deutschlands mindestens drei Mal umsteigen, um zum kleinen Zeulenrodaer Bahnhof zu kommen – an dem man dann aber von einem netten Shuttle-Service abgeholt wird.
Ob man sich dieses Hotel privat leisten kann, ist für mich eine berechtigte Frage, denn bei mir dauert das wohl noch ein wenig. Aber wer von euch in Unternehmen, Politik oder NGOs arbeitet, die Veranstaltungen organisieren, denen würde ich wärmstens ans Herz legen, dieses Hotel für eure nächste Veranstaltung in Betracht zu ziehen. Die Konferenzräume haben einen genialen Ausblick. Und die technische Ausstattung, Verpflegung und Betreuung lassen echt nichts zu wünschen übrig.

Klimawandel still up-to-date

Gestern morgen durften wir dann dem renommierten Physiker Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) lauschen. Er ist der persönliche Klimaberater von Angela Merkel, Mitglied im Internationalen Klimawandelrat (IPCC) und in unzähligen Klimawandel-relevanten Gremien ein gefragter Experte. Die wichtigste Botschaft seines inhaltlich sachlichen, charismatisch vorgetragenen Vortrags war, dass trotz der Klimawandelmüdigkeit der nationalen und internationalen Medien der Klimawandel genau wie prognostiziert weitergeht. Nur dass einige Auswirkungen (selbst bei Einhalten des in Kopenhagen vereinbarten 2°C Ziels der Erderwärmung) nach neuen Erkenntnissen wahrscheinlich dramatischer ausfallen als zunächst angenommen. Endlich mal wieder einem Naturwissenschaftler zuhören zu können, der im Gegensatz zu Al Gore in „Eine unbequeme Wahrheit“ nicht nur seine eigene Geschichte, sondern die Fakten sprechen lässt, war einfach sehr erfrischend, wenn auch erschreckend.
Die Relationen
Inspirierend und bedrückend zugleich war der Hinweis auf ein Treffen bei den Vereinten Nationen, wo Schellnhuber mit 40 Staats- und Regierungschefs so genannter „Inselstaaten“ sprach, deren ureigenste Länder in 50 Jahren wahrscheinlich zu großen Teilen durch den Anstieg des Meeresspiegels untergegangen sein werden. Schätzungen gehen davon aus, dass wir im Jahr 2050 ca. 500 Millionen Klimaflüchtlinge geben wird. Wo sollen diese Menschen leben? Der Klimawandel ist eben nicht nur der abstrakte Anstieg der globalen Mitteltemperatur, sondern ein existentielles Problem für das Leben von Abermillionen Menschen. Toll waren auch Schellnhubers Zahlenvergleiche: Beispielsweise haben die USA 3,6 Mrd. US-Dollar an von den Folgen des Klimawandels betroffene Staaten zugesagt, dies entspreche 60 Stunden Irakkrieg…
Den Vortrag kann man sich übrigens im Laufe der nächsten Tage auf http://www.nachhaltigkeitsarena.de kaufen. Ich hoffe, er wird nicht zu teuer, denn ich kann ihn sehr empfehlen. Außerordentlich unterhaltsam und auch lustig war die Präsentation sogar auch!
An dieser Stelle möchte ich auch das kleine, aber feine Büchlein „Der Klimawandel“ empfehlen (7,60€), das Schellnhuber bereits 2006 mit seinem Kollegen Rahmstorf vom PIK geschrieben hat. Alle Daten und Fakten, die man zum Klimawandel wissen muss auf ca. 100 Seiten zusammengefasst. Das ist ein gemütlicher Nachmittag im Park oder Liegestuhl…

KlimaGut AG: In saubere Gebäude investieren

Toll war es auch, bei einem leckeren Kaffee Fabian Tacke, den Gründer der Klimagut AG, kennenzulernen. Ein unterschätzt großer Teil des ökologischen Fußabdrucks in unseren westlichen Gesellschaften wird durch Gebäude und Wohnen verursacht. In Deutschland wird nur ca. 1% der Gebäude pro Jahr saniert („Gebäudesanierungsquote“). Wo wir da in der durchschnittlichen Aktualität in punkto Effizienz und Nachhaltigkeit unserer Gebäude stehen, ist ganz schön gruselig. Irgendwo in den 1960ern… Dies zu ändern, ist Fabians Ziel mit der KlimaGut Immobilien AG, deren Initiatoren sich als „Die Pioniere für nachhaltige Immobilienanlagen“ verstehen. Hier kann man in die nachhaltige Gebäudesanierung investieren, was ich absolut klasse finde. Denn durch den großen Anteil der Gebäude am ökologischen Fußabdruck, setzt KlimaGut an einer genau richtigen Stelle an, wo wirklich signifikant etwas verändert werden kann. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und vor allem viele neue Investoren und Projekte!

So, jetzt habe ich doch „nur“ von drei anstatt von „vielen“ Menschen bzw. Unternehmen berichtet. Natürlich habe ich auch noch sehr viele andere spannende Leute bei der Arena für Nachhaltigkeit getroffen. Aber für heute reicht das ja erst einmal… 😉
Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr mir wie immer schreiben oder einfach einen Kommentar hinterlassen. Eure Katha
p.s.: Auf der Rückfahrt im Zug (ähem in den insgesamt vier Zügen…) habe ich dann nach langer Zeit endlich mal wieder das Magazin „forum Nachhaltiges Wirtschaften“ gelesen, das ich an dieser Stelle noch einmal allen sehr empfehlen möchte, die sich für Nachhaltigkeit und Wirtschaft interessieren. Auch wenn manche die Anzeigenpolitik der Zeitschrift kritisieren, stehen dennoch interessante Artikel darin.

business as unusual

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Besonders empfehlen möchte ich heute den Blog [chaos as usual], auf dem der Österreicher Thomas Strobl tolle Interviews und Artikel rund um das chaotische „business as usual“ schreibt. Eigentlich findet hier eher das „business as unusual“ ein Zuhause, was gerade das Spannende an diesem Blog ist. Und das, obwohl es ein Blog der FAZ ist. 😉 (Aber gut, man munkelt ja, die Internetseite der FAZ sei da ganz anders…)

Heute darin zu finden: „Der Kapitalismus ist ein Kettenbrief“.

Viel Spaß beim Lesen!

Und, liebe Natur, wen sollen wir wählen?

Wenn die Umwelt wählen könnte, dann wahrscheinlich irgendeine kommunistische Ökodiktatur (der EU Kommissar Verheugen hat übrigens Angst, dass wir da heute schon hindriften… s. hier), die alle Produktion gemütlich herunterfährt und nur noch zwanghaft Bäume pflanzen und die Menschen von Luft und Liebe leben ließe. Dat wollema nit, würde der Kölner sagen. (Liebe is zwar ne schöne Sache, aber mer wolle ja schließlich auch noch Kölsch und sonstiges leckeret Essen. Nur Luft, nein danke!)

(Übrigens habe ich grade noch ein Buch im Internet gefunden, das „Die Ökodiktatur“ heißt, das ich aber nicht gelesen habe, ich also auch nichst dazu sagen kann. Schauts euch an, wenn ihr mögt.)

Der KandidatInnen-Check

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Die Frage, wen „wir wählen sollen“, ist natürlich eine rhetorische, die kann ich ja gar nicht beantworten. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings gibt es jetzt vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) einen KandidatInnen-Check, auf dem man schauen kann, wie die DirektkandidatInnen für den Bundestag (Erststimme am 27. September)  in unseren Wahlkreisen zu Atomausstieg, Neubau von Kohlekraftwerken, Gentechnik und sonstigen ökologischen Fragen stehen. Das finde ich doch mal eine ganz nette Idee, die über den Wahl-O-Maten hinausgeht, der allerdings auch zu empfehlen ist (der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl steht leider noch nicht online, daher kann ich euch hier nur den Link zur wikipedia-Seite geben). Da kann man ganz insgesamt mal seine eigenen Ansichten mit denen der Parteien abgleichen und schauen, ob die prinzipiell favorisierte eigene Partei auch wirklich mit dem übereinstimmt, was man selbst möchte.

Wer insgesamt die harten Fakten über das Wahlgeschehen im „Superwahljahr“ (ah, dieses Wort!) ansehen möchte, kann sich über Termine und Rechtliches auf der Seite des Bundeswahlleiters informieren.

Ist Kernenergie gar teurer als Erneuerbare???

ökoinstitut_logoUnd noch einmal zu einem heißen Thema in der Energiedebatte: der Kernenergie. Eine von Umweltminister Gabriel in Auftrag gegebene Studie des Ökoinstituts kommt übrigens zu dem Ergebnis, dass es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Kernkraft und Strompreisniveau gibt (eine kurze Zusammenfassung gibt es auf Utopia.de); im Gegenteil, die Preise könnten sogar eher steigen, wenn wir an der Kernenergie festhalten. „Von Laufzeitverlängerungen würden nur die Konzerne profitieren“, heißt es in der Studie, die ihr hier runterladen könnt. Man sollte also gut nachdenken und seine Argumente überprüfen, wenn man behauptet, der Atomausstieg koste den Bürger immense Summen.

Warum reden wir nicht mal über was anderes?

Ich persönlich verstehe sowieso nicht, warum alle so viel über die Kernenergie reden. Ein Grund für meine Einstellung (neben meiner persönlichen Abneigung gegen für immer strahlenden Atommüll, den man nirgendwo „endlagern“ kann!) ist die pragmatische Seite: Es ist einfach im Moment nicht machbar, wirklich viele neue Kernkraftwerke zu bauen. Es gibt nämlich weltweit nur eine Firma, die die aus einem Guss hergestellten Hochleistungs-Kernkraftwerks-Reaktoren herstellen kann, die man für die Hochleistungs-Kernkraftwerke braucht, die geplant sind. Und diese Firma kann pro Jahr nur 5,5 davon produzieren. Das ist doch viel zu wenig, um ernsthaft über die Kernenergie als Lösung für die weltweite Energienachfrage nachzudenken. Wir brauchen andere Wege, um unseren Energiebedarf zu decken. Und wir sollten über wichtigeres reden, als über Kernenergie. Denn in China bspw. gehen pro Woche mindestens zwei neue Kohlekraftwerke ans Netz, das sind immense Steigerungen der CO2-Emissionen; die Teilchenanzahl der Klimagase in der Atmosphäre nimmt dramatisch zu, und damit steigt die Temperatur, und damit steigt der Meeresspiegel, die Dürren, der Hunger und alles, was sonst leider noch dazugehört.

Warum redet darüber keiner? Oder anders, denn es reden ja doch bereits einige darüber: Warum reden wir immer noch so viel und heiß über Kernkraft und nicht über das Essentielle, nämlich wie wir den Klimawandel wirklich stoppen können? Weil das Thema zu unemotional ist? Weil wir in Deutschland keine Überschwemmungen zu erwarten haben und keine Klimaflüchtlinge sein werden? Weil es zu viel Lobbymacht in Deutschland gibt?

Ich finde, jeder sollte zumindest die Zahl 350 kennen… 😉 Und dann schaun wir einfach, wer im Herbst gewählt wird!