kathas welt

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Fliegen oder Freundschaft?

Fliegt ihr? Wie oft? Privat oder beruflich? Fliegen ist oft so praktisch, manchmal unumgänglich, nur leider eine der fiesesten Komponenten unseres persönlichen ökologischen Fußabdrucks und daher hab mir vor einiger Zeit mal überlegt, dass ich in Europa nicht fliege. Und habe entdeckt, dass es auf der Welt sehr viele wunderschöne Orte zum Urlaub machen gibt, die ich ohne Flugzeug erreichen kann.

Istanbul auf dem Landweg

So war ich im Sommer 2009 in Istanbul – aber eben auf dem Landweg. Mann, war das eine unglaublich schöne Reise. Durch den gerade unabhängig gewordenen Kosovo, das wunderschöne Montenegro und vorbei an den atemberaubenden Meteora-Felsen in Nordgriechenland. Nicht nur er“fährt“ man auf dem Landweg Gegenden, die man anstonsten nicht sehen würde, ich persönlich fand auch die Erfahrung, dass Istanbul eben nicht nur 2-3 Stunden, sondern ein paar Tagesreisen entfernt ist, superschön. Man nähert sich peu à peu der östlichen Kultur an, sukzessive ragen mehr Minarette in den Himmel und auf einmal sitzt man auf halbem Weg im spannenden Sarajevo – zwischen internationalem Filmfestival und östlichem Basar.

Beste Freundin in Südafrika – was tun?

Bei einem „nachhaltigen“ Lebensstil geht es eben nicht nur darum, möglichst umweltfreundlich zu leben. Es geht auch um das Soziale und Menschliche (Man spricht auch von den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Mensch/Soziales – Natur/Ökologie – Wirtschaft). Ich habe nun blöderweise etwas studiert, das meine Freunde immer wieder für längere Zeit ins Ausland treibt (Regionalwissenschaften treibt die Leute oft in die Entwicklungszusammenarbeit). Was mache ich also, wenn meine beste Freundin in Südafrika lebt? Und das seit 2einhalb Jahren und noch für die nächsten 3 Jahre… Ihr wisst sicher, dass es total wichtig für Freunschaften ist, dass man weiß, in welcher Umgebung der Freund / die Freundin sich so aufhält: wie die Lieblingskneipe, die man nur aus Erzählungen kennt, aussieht; wie die Menschen vor Ort in „echt“ sind, von denen man nur am Telefon hört; wie die Wohnung riecht, die man bisher nur durchs Video-Skypen gesehen hat.

Regeln darf man auch mal brechen, wenn man es bewusst macht

Und so habe ich mich schweren Herzens dazu entschieden, meine Nicht-in-Urlaub-fliegen-Regel zu brechen und war im Januar für 3 Wochen in Südafrika und mit Anne in Mosambik. So habe ich meinen ökologischen Fußabdruck völlig desaströs erhöht. Mein Zufriedenheitskonto hat sich allerdings stark aufgeladen, da Freunde nunmal das Schönste auf der Welt sind. Es gibt wie so oft kein Schwarz und Weiß im Leben… Daher halte ich auch nichts von der alten Öko-Null-Toleranz gegenüber Menschen, die manchmal fliegen.

Ich finde allerdings, dass wir uns durchaus überlegen sollten, ob man die Steuerbefreiung von Kerosin weiter aufrecht erhalten sollte und wie man es schafft, dass Zugfahren günstiger wird als ein Billigflieger. Außerdem darf man sich ruhig bewußt die Frage stellen: Muss ich da wirklich hin fliegen oder gibt es nicht einen besseren Weg? Während man nach Südafrika nunmal einfach fast nur mit dem Flugzeug kommt, kann ich beispielsweise London (wo ich gerade sitze) auch super mit dem Eurostar erreichen. Für 59€. In 4einhalb Stunden von Köln aus. Wusstet ihr das? Oft gibt es eben doch gute Alternativen. Und ich darf sogar meine Wasserflasche mitnehmen. Das ist sooo viel angenehmer als das ganze Prozedere am Flughafen. 😉

Nelson Mandela…

Noch einmal zurück zu Südafrika. Natürlich haben mich auch sonst viele Erlebnisse dort stark bereichert. Vor allem der Mann, der das Land in den letzten Jahrzehnten stark geprägt hat, Nelson Mandela. Ein Zitat hat mich besonders inspiriert: „Eines der schwierigsten Dinge ist nicht, die Gesellschaft zu verändern, sondern sich selbst.“

Hierum stets bemüht,

Eure Katha

4 Kommentare»

  Martin Herrndorf wrote @

Gaanz schwieriges Thema. Und ich bin der erste der sich mit einem Kommentar vorwagt.

Ich lebe ein globales Leben. Ich geniesse es. Meine Freunde sind (fast) überall. Ich treffe Holländer in Südafrika, Südafrikaner auf den Philippinen, Norweger in Kolumbien und Kolumbianer überall. Selbst wenn ich persönlich an einem Ort bleiben würde – um mich herum würde sich das Personenkarussel weiterdrehen. Dazu noch habe ich mit Mikroversicherungen ein Entwicklungsthema, das Reisen fast erzwingt (es geht nichts über einen Field-Visit).

Muss gestehen – vor dem Flugreisenproblem kapituliere ich (Vegetarier und führerscheinlos) momentan.

Ironischerweise haben viele Leute, die sich deutlich weniger für Umweltthemen interessieren, ein sehr viel ökologischeres Leben, bei sich in ihrem zuhause…

  kathabeck wrote @

Lieber Martin, danke für Deinen Kommentar!
Du sprichst noch ein weiteres sehr wichtiges Thema an, das sich auch im Mandela Zitat spiegelt. Wie glaubwürdig ist man, wenn man selbst nicht das leben kann, was man eigentlich anstrebt (einen ökologischen Fußabdruck von einer Erde und nicht mehr)…
Freu mich, dass Du ab Sonntag wieder in Kölle bist und wir sowas endlich mal wieder „in echt“ diskutieren können.
jemötlich bei nem regionalen bio-kölsch!
herzlich, katha

  SB wrote @

Jaha, schwieriges Thema.
Ich glaube, es kommt da vor allem auf den Gesamteindruck an. Manchmal lässt es sich eben nicht vermeiden irgdwohin schnell hin- und zurückkommen zu müssen. Die eigenen Lebensumstände treiben mich dann leider gelegentlich auch in die Luft.
Aber, nach meinem ersten quasi-autolosen Jahr seit 22 Jahren und BC50, Fahrrad, ÖPNV, diversen massivstvirenverseuchten Bettaufhalten und Sozialstudien in Vorortzügen, weiss ich, man kann auch mit dem Zug ganz schick nach Düsseldorf kommen und sogar nach Paderborn. Und fühlt sich irgendwie um einiges besser an.
Zu Hamburg, München und Berlin per Zug konnte ich mich noch nicht hinreissen lassen. Aber daran hat sicherlich die Servicewüste DB auch einen nicht ganz unmaßgeblichen Anteil… Immerhin kann ich jetzt schon fast fehlerfrei meinen Weg zum NRW-Anschlußticket für Dauerkarteninhaber finden 😉

so long and dance…

  kathabeck wrote @

Lieber Stephan, merci für Deinen Beitrag! Probiers mal aus, mit der Bahn nach HH oder Berlin zu fahren. Ich mach das relativ oft und kann von Servicewüste da nichts feststellen. In Berlin z.B. steigt man von Köln aus nach 4einhalb Stunden gemütlich direkt vor dem Reichstag aus. Einen Sitzplatz habe ich in den bahn.comfort Bereichen auch immer noch erhalten…
Deine Sozialstudien fände ich mal spannend zu hören…
Ganz liebe Grüße
Katha


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